Das Deutsche kennt keine preposition stranding – die P muss daher, wenn die NP (sofern sie nicht durch da vertreten und gesprochen statt geschrieben wird, vgl. S. 51) nach links bewegt wird, pied-piped werden.
Betrachte diese Suchergebnisse aus dem Oslo Multilingual Corpus:
- Henne tenker jeg sjelden på, uten i forbindelse med jentungen. An sie denke ich selten, und wenn, dann nur in Verbindung mit der Kleinen. KF1TD.3.4.s1
- An eine Freundin und an Geistesambitionen ist nicht zu denken! En venninne og åndsambisjoner er ikke til å tenke på!TBE1D.1.s254
- Men meg behøver du ikke bry deg mer om. Um mich brauchst du dich nicht mehr zu kümmern. LSC3TD.3.4.s529
Der erste und der dritte Fall bestehen aus norwegischen Originalsätzen und deutschen Übersetzungen, im zweiten Fall ist es umgekehrt. In jedem Fall: Die deutschen Sätze fangen mit einer Präposition an, die norwegischen enden mit einer.
Dabei könnten die norwegischen die Präpositon auch am Anfang haben, nicht wahr? Die deutschen aber könnten sie auf keinen Fall am Ende haben – weil das streng verboten ist!
Was ist "das", was im Deutschen streng verboten ist? Das Hinterbleiben einer Präposition, wenn das, was dadurch regiert wird – ihr Komplement, ihre Ergänzung – nach vorne bewegt wird. Sie muss mitkommen. Wir können das so auf eine Formel bringen: deutsche PPen (Präpositionalphrasen, bestehend aus einer Präposition und deren Ergänzung) sind nicht trennbar – norwegische jedoch sehr wohl.
Was ist aber hier los:
- Det hadde jeg ikke tenkt på.Daran hatte ich nicht gedacht . LSC2TD.2.s168
Der deutsche Satz fängt ja nicht mit einer Präposition an.
Nein, aber wir erinnern uns, dass ein Pronominaladverb – also ein Wort der Form da(r)P für irgendeine Präposition P – als vollständige PP gilt. Das heißt, da sind sowohl eine P als auch deren Ergänzung dabei. Nur, erstens, die Ergänzung ist pronominal, und zwar nicht rein formal, sondern entweder mit Korrelatfunktion (Präpositionen und Sätze!) oder referenziell, anaphorisch (wenn auch ohne belebte Referenz). Und zweitens, die Reihenfolge von Präposition und Ergänzung kehrt sich um, wenn die PP als ein Wort ausbuchstabiert wird, also statt *anes, *andas oder *anda erst einmal daan – graphisch wird dann aber ein -r- eingeschoben, um die phonologisch durch einen glottalen Verschluss markierte Wortgrenze zu markieren. Im obigen Beispiel entspricht Daran der norwegischen PP på det – die in der Syntax getrennt wurde, wobei die Ergänzung det ins Vorfeld bewegt wurde, die P aber hinten zurückblieb.