Unten folgen Auszüge aus den beiden im Zuge der Aufarbeitung des SPIEGEL-Fälschungsskandals erarbeiteten Berichten "Der Fall Relotius: Abschlussbericht der Aufklärungskommission" (Mai 2019) und "Der Fall Relotius: Welche Texte gefälscht sind – und welche nicht" (Januar 2019).
1 Da ist genau ein Satz, wo drei Verben direkt aufeinanderfolgen (vom Satz "bevor er zunächst als freier Mitarbeiter und später fest angestellt beschäftigt wurde" ist dabei abzusehen, da "angestellt" hier als Adjektiv dient). Beschreiben Sie die Rektionsbeziehungen zwischen diesen drei Verben und erklären Sie deren Reihenfolge.
2 In zwei Fällen tritt ein trennbares Verb getrennt auf, und zwar mit dem Stamm ein Stück vor dem Präfix – ändern Sie die beiden Sätze so ab, dass Präfix und Stamm zusammen zu stehen kommen, und erläutern Sie das Verhältnis zwischen alten und neuen, abgeänderten Sätzen.
3 In zwei Fällen kommt ein Subjekt nach einem Dativobjekt im Mittelfeld. Welches Prinzip ist dafür verantwortlich?
4 In zwei Fällen kommt ein Subjekt nach einem Akkusativobjekt im Mittelfeld. Auf welches Prinzip ist das zurückzuführen?
Der Fall Relotius: Abschlussbericht der Aufklärungskommission
Die gute Nachricht: Es wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass jemand im Haus von den Fälschungen wusste, sie deckte oder gar an ihnen beteiligt war.
Im hinteren Teil des Berichts werden exemplarisch einige Beispiele genannt, in denen nicht betrogen, aber unsauber gearbeitet wurde: indem Geschichten durch eine sehr großzügige Auslegung von Abläufen oder Fakten eine künstliche Dramaturgie eingepflanzt wurde. Dergleichen war bis zuletzt auch in anderen Redaktionen durchaus üblich, macht die Masche aber nicht legitimer – und wird bei uns nicht länger toleriert.
Die Kommission ist bei ihrer Recherche auf verschiedene Hinweise und Warnungen gestoßen, die Anlass zu Misstrauen gegenüber Claas Relotius hätten geben können; einige eher vage und unspezifisch, andere deutlich klarer.
Hätte die Redaktion des SPIEGEL über Relotius Informationen eingeholt, bevor er zunächst als freier Mitarbeiter und später fest angestellt beschäftigt wurde, hätte man auf einen Vorgang bei »NZZ Folio« aus dem Jahr 2014 stoßen können, der im Netz recherchierbar ist. Dort hatte Relotius für die Rubrik »Beim Coiffeur« ein Stück über einen Friseursalon in Finnland geschrieben. Einer Leserin fielen Ungereimtheiten auf. Die Zeitung musste eine Berichtigung drucken und beendete die Zusammenarbeit.
Moreno fliegt für das Sportressort in die USA; er will dort aber auch Beweise gegen Relotius sammeln und dafür etwa die Bürgerwehr treffen – auf eigene Faust und Rechnung. Auf dem Flughafen London erreicht ihn eine E-Mail von Geyer mit dem Gesprächstermin: »Die Runde wird aus mir, Fichtner, Claas und Dir bestehen.« Moreno sagt mit Verweis auf die USA-Reise ab. Özlem Gezer wird von Geyer dazu nicht eingeladen. Man habe ihr gesagt, so Gezer, es seien schon zwei Chefs dabei, das sei ausreichend.
Der Fall Relotius: Welche Texte gefälscht sind – und welche nicht
Richtig ist auch, dass 21 Jahre zuvor schon Enzos Vater, Don Ernesto, ein ähnlicher Coup gelungen war. Ernesto Cacialli war Geschäftsführer der Pizzeria Di Matteo, als der damalige US-Präsident Bill Clinton anlässlich des G7-Gipfels Neapel besuchte (aber nicht, wie Relotius schreibt, anlässlich eines "Kongresses"). Clinton ließ sich auf dem Weg durch die Altstadt ein Eis anbieten – und eine Pizza Napoli, die Ernesto Cacialli gebacken hatte.
Bei Relotius heißt es, ein Parteifreund Protschkas rede von "Negern" und "muslimischen Schleiereulen", ein anderer vom "größten Erfolg seit 1945". Ein anderer schlage vor, man müsse zur Feier des Tages nach Braunau fahren, "oan Kranz niederlegn". Protschka schreibt dazu: "Hätte das, was hier umschrieben wird, wirklich jemand von sich gegeben oder nur gedacht, hätte ich ihn persönlich aus der Feier entfernt." Auch Bierkrüge, die Relotius erwähnte, habe es nicht gegeben bei der Veranstaltung.