Der aktuelle Text ist ein Gespräch mit Mohammed Abdellaoue in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) – siehe unten.
1 Nebensätze
Betrachten Sie folgende Sätze, im besonderen die kursivierten Nebensätze:
- Wir sprechen nicht darüber, wer Muslim oder Christ ist.
- Wer sie gesehen hat, vergisst sie nicht.
- Aber es war nichts, was mir besonders gefiel.
- Nach dem 3:2 gegen Bremen fragte mich ein Journalist, was mit meinem kleinen Bruder sei, der doch für Tromsö IL spielt.
Zwei der Nebensätze haben das Wort "wer", zwei haben das Wort "was" im Vorfeld (in der T-Position). Welche sind Relativsätze, welche sind Fragesätze? Begründen Sie Ihre Bestimmung, teils unter Bezugnahme auf norwegische Übersetzungen.
2 Präpositionen I
Betrachten Sie folgende Sätze:
- Ich bin froh, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein.
- Wir sprechen nicht darüber, wer Muslim oder Christ ist.
- Deswegen denke ich nicht daran, was in zwei oder drei Jahren kommen könnte.
- Die Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass ich 96 verlasse.
Diese vier Sätze veranschaulichen in unterschiedlicher Weise eine syntaktische Eigenschaft des Deutschen. Stellen Sie dies heraus, indem Sie die Infinitiv- bzw. Nebensätze durch irgendwelche Nominalphrasen ersetzen und die Sätze (5)–(8) auch ins Norwegische übersetzen.
3 Präpositionen II
Betrachten Sie folgende Sätze:
- An Fußball denke ich nicht.
- Nein, über so etwas reden wir nicht.
- Mit dem Schritt nach Hannover bin ich sehr zufrieden.
- Daraus wurden wohl einige Geschichten.
Erstellen Sie zunächt möglichst idiomatische norwegische Übersetzungen. Welche syntaktische Eigenschaft des Deutschen wird daraus deutlich? Gehen Sie gesondert auf die PP in (12) ein.
Mohammed Abdellaoue im Gespräch: "Ich versuche, ein guter Muslim zu sein"
Mohammed Abdellaoue ist Hannovers Schnäppchen-Stürmer. Vor dem Europa-League-Spiel gegen Kopenhagen (21.05 Uhr) spricht er im Interview über Kompromisse im Glauben, marokkanische Wurzeln und Norwegens Schönheit.
Sechs Tore in sechs Bundesliga-Spielen, dazu zwei wichtige Treffer in der Europa League in Sevilla und in Poltawa – der 25 Jahre alte Mohammed Abdellaoue spielt in seinem zweiten Jahr für Hannover 96 noch erfolgreicher als im ersten. Im August 2010 hatte ihn Sportchef Jörg Schmadtke für eine Million Euro aus Oslo geholt. Das kluge Schnäppchen - Abdellaoue studierte in der norwegischen Hauptstadt nebenbei Sportwissenschaften – hat seinen Marktwert inzwischen verzehnfacht.
Ihr Präsident bei Hannover 96, Martin Kind, beziffert Ihren Wert auf 100 Millionen Euro. Wie sehr schmeichelt Ihnen das?
Das ist doch nur Spaß. Das ist kein Problem für mich als Mensch und Spieler. Das berührt mich nicht. Ich bin sehr entspannt. Aber wenn man wie ich viele Tore schießt und gewinnt, entstehen solche Sätze. Die 100 Millionen waren in Norwegen ein großes Thema. Es gab nie viele Norweger in der Bundesliga. In Norwegen wächst man mit der Premier League auf, du hörst nie was aus Deutschland, Spanien oder Italien. Aber jetzt spielen viele Norweger hier – also interessieren auch solche Geschichten.
Sie sind einer der erfolgreichsten ausländischen Bundesliga-Stürmer. Fühlen Sie sich hier als Star?
Ich bin froh, ein Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein. Ich bin hergekommen, um mich zu verbessern und um etwas zu erreichen. Die vergangene Saison war phantastisch. Wir haben eine Mannschaft, die sehr konzentriert einen Plan verfolgt. Wir haben eine sehr gute Atmosphäre im Team und in der Stadt. Jetzt haben wir sogar noch die Europa League, das ist eine große Erfahrung für jeden Spieler und den Verein.
Wie stolz sind Ihre Eltern auf Sie?
Sie sind sehr stolz. Sie waren im vergangenen Jahr eine Woche hier. Es ist immer gut, Eltern zu haben, die zu hundert Prozent hinter dir stehen. Das gilt auch für meinen Bruder und meine kleine Schwester. Manchmal schneidet meine Mama sogar Artikel über mich aus, als Erinnerung. Wie Mütter eben so sind.
Ihre Wurzeln liegen in Marokko. Wie ist Ihr Kontakt in die Heimat Ihrer Vorfahren?
Meine Familie mütterlicherseits lebt vor allem in Norwegen, die meines Vaters in Marokko. Ich hatte in Norwegen ein sehr behütetes Elternhaus. Als Junge war ich immer zehn Wochen in den Ferien im Sommer in Marokko. Jetzt als Profi ist es etwas schwerer, aber ich versuche, meine Familie wenigstens einmal im Jahr zu sehen. Meistens im Sommer. Ich freue mich jetzt schon darauf. Dann entspanne ich mich, genieße die Sonne und liege am Strand. An Fußball denke ich nicht.
Sind Sie gläubiger Muslim?
Ich bin Muslim. Marokko ist ein muslimisches Land, so wächst man auf, so bin ich. Aber ich bete nicht jeden Tag. Ich weiß nicht, wie man es umschreiben soll, aber ich praktiziere meinen Glauben nicht sehr strikt. Ich versuche trotzdem, ein guter Muslim zu sein.
Ist das ein Thema in der Umkleidekabine?
Nein, über so etwas reden wir nicht. Wir sprechen nicht darüber, wer Muslim oder Christ ist. Man bleibt ja der gleiche Mensch, auch wenn man einen anderen Glauben hat.
Wie handhaben Sie den Ramadan?
Dieser Monat ist problematisch. Als Fußballer kann ich den Ramadan nicht ausüben. Das kann ich meinem Körper nicht zumuten, der braucht Energie. Ohne Essen und Trinken würde ich mir selbst schaden. Ich trainiere und esse normal während des Ramadan. In Norwegen habe ich versucht, ein paar Tage zu fasten, wenn die Saison vorüber war. Aber das ist schwer. Du musst ja eigentlich das ganze Jahr trainieren, um fit zu sein.
Fühlen Sie sich als Norweger?
Ja, ich bin dort geboren, aufgewachsen und alles. Ich werde nie vergessen, wo meine Familie herkommt. Ich kenne meine Wurzeln.
Warum ging Ihre Familie nach Norwegen?
Mein Großvater kam zum Arbeiten nach Norwegen und ist dort ein paar Jahre geblieben. Dann hat er seine Familie nachgeholt.
Sie waren vergangene Woche in Oslo. Norwegen hat die Europameisterschaft trotz des 4:1-Sieges gegen Zypern knapp verpasst. Wie enttäuscht sind Sie darüber?
Sehr schade, dass wir nicht dabei sind. Wir haben in der Qualifikation gut begonnen und waren hoffnungsvoll. Es ist ja lange her, dass sich Norwegen mal qualifiziert hat. Wir haben dann in Kopenhagen gegen Dänemark verloren. Das war der Wendepunkt. Es fällt etwas schwer, jetzt schon an die Qualifikation zur WM 2014 zu denken. Aber es ist so.
Kehren Sie heim, wenn Sie nach Oslo kommen?
Es fühlt sich immer gut an, dort zu sein. Ich habe Familie und Freunde dort und bin dort aufgewachsen. Ich bin jetzt über ein Jahr in Hannover. Ich fühle mich gut auf dem Feld und außerhalb. Zuhause ist Hannover.
Was bedeutet Ihnen Norwegen?
Ich liebe das Land und fühle mich einfach gut dort, vor allem in Oslo. Jeder spricht von der Natur, wenn er an Norwegen denkt, die Berge, die Fjorde. Wer sie gesehen hat, vergisst sie nicht.
Waren Sie so ein Kind, dass immer draußen gespielt hat, wie man das in Norwegen überall sieht?
Nein. Ich bin eher nicht der Junge gewesen, der das tat. Ich war mehr ein Kind der Stadt. Und bei mir galt: Fußball, Fußball, Fußball. Nicht so sehr Ski fahren, in die Berge gehen, fischen. In der Schule und auf der Universität hatten wir immer Trips in die Natur. Aber es war nichts, was mir besonders gefiel. Ich habe immer am liebsten Fußball gespielt. Insofern war ich kein typisches Draußen-Kind. Es ist aber Teil der norwegischen Kultur, in der Natur zu sein. Schon Drei- bis Fünfjährige bekommen es mit, lieber draußen zu sein, als fernzusehen. Der Norweger will, dass seine Kinder rausgehen und sehen, welch großartige Natur das Land zu bieten hat.
Wann haben Sie mit dem Fußball angefangen?
Mit fünf, sechs Jahren. Mit acht kam ich in den Verein. Mit 12 ging ich zu Skeid Oslo, dort spielte ich, bis ich 20 war, dritte und zweite Liga. Mit 20 ging ich zu Vålerenga in die oberste Spielklasse. Vålerenga ist der größte Klub Oslos – deswegen wollte ich unbedingt da hin. Das Team spielt in Ullevål, dem Nationalstadion Norwegens. Da will jeder Junge hin.
Hatten Sie ein Bild von Deutschland und Hannover, bevor Sie herkamen?
Ich war nie zuvor in Deutschland gewesen. Also wusste ich nicht, was mich erwartete. Aber ich hatte meine Sache in Oslo gut gemacht und konnte nach Hannover – diese Chance musste ich nutzen. Man braucht Selbstvertrauen. Dann schaffst du es.
Sie empfehlen sich gerade für höhere Stationen.
Mit dem Schritt nach Hannover bin ich sehr zufrieden. Die Bundesliga ist eine der besten Fußballligen der Welt. Deswegen denke ich nicht daran, was in zwei oder drei Jahren kommen könnte. Ich spiele hier, wir spielen gut – warum sollte ich gehen? Die Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass ich 96 verlasse.
Sie sind nicht der einzige Torjäger in Ihrer Familie. Ihr Bruder Mustafa spielt auch. Wäre er ein Spieler für Hannover?
Ich weiß gar nicht, woher diese Geschichte kam. Nach dem 3:2 gegen Bremen fragte mich ein Journalist, was mit meinem kleinen Bruder sei, der doch für Tromsö IL spielt. Daraus wurden wohl einige Geschichten. Mein Bruder ist von Vålerenga nach Tromsö ausgeliehen, im November geht er zurück.